Hans („Johnny“) Wegmann

 

27. August 1922 – 6. Juli 2012

 

Lehrer am Paulinum von 1952 bis 1982

 

Am 6. Juli verstarb Studiendirektor i.R. Hans Wegmann. Er war 30 Jahre, von 1952 bis 1982, Lehrer an der Schola Paulina in den Fächern Deutsch, Geschichte und Erdkunde. Er starb wenige Tage vor Vollendung seines 90. Lebensjahres, ein halbes Jahr nach dem Tode seiner Frau. Sein Leben und Wirken gründete in einer christlich geprägten Humanität.

 

Hans Wegmann wurde am 27. August 19223 im schlesischen Wünschelburg, einer kleinen Stadt am Heuscheuergebirge, geboren. Er verlebte eine glückliche Kinder- und Jugendzeit und zeigte schon früh sein besonderes Interesse für historische und literarische Fakten und Zusammenhänge. 1941 legte er in Münsterberg sein Abitur mit der Note „Gut“ ab und wurde sogleich zu Arbeits- und anschließendem Kriegsdienst eingezogen. Bei Leningrad wurde er schwer verwundet; der linke Unterschenkel musste amputiert werden. Nach längerem Lazarettaufenthalt begann er noch im Kriege des Studium der Fächer Deutsch, Geschichte und Erdkunde in Breslau. Mit dem Kriegsende war zunächst einmal Schluss mit dem Studium. 1946 wurde die Familie Wegmann aus Schlesien vertrieben und fand zunächst eine Unterkunft auf einem Bauernhof bei Hopsten, wo Hans Wegmann vom Großvater der Familie in die Kunst des Holzschuhmachens eingeführt wurde.

 

Im Jahre 1947 fand er dann einen Studienplatz in Heidelberg und schloss dort im Jahre 1949 sein Studium mit gutem Ergebnis ab. Seine Referendarzeit verbrachte Wegmann in Rheine und Münster und wurde nach abgeschlossener Ausbildung im Jahre 1952 dem Gymnasium Paulinum zugewiesen. Durch Vermittlung seines Schulleiters, Oberstudiendirektor Dr. Overmann, der den begabten Assessor unbedingt an seiner Schule halten wollte, fand er 1953 mit Frau und Sohn Christoph endlich eine Wohnung in Münster. 1955 wurde er zum Studienrat ernannt.

 

Hans Wegmann war ein sehr beliebter, erfolgreicher und geachteter Lehrer; nicht nur, weil er es verstand, sein umfangreiches Wissen auf eine unterhaltsame Weise an seine Schüler weiterzugeben, sondern auch, weil diese spürten, dass es ihrem Lehrer ein Anliegen war, zu jedem von ihnen eine persönliches Vertrauensverhältnis aufzubauen. Dies haben seine Schüler ihm später gedankt durch Briefe, Besuche und zahlreiche Einladungen zu Farbenfesten. In Hans Wegmanns phänomenalem Gedächtnis waren ihre Namen samt Abiturjahrgang für immer aufgehoben.

 

Wegen seiner unterrichtlichen Erfolge wurde er 1959 zum Fachleiter für Deutsch an das Studienseminar Münster II berufen und übte diese Tätigkeit bis zu seiner Pensionierung 1982 aus. Oberstudiendirektor i.R. Reichling, sein Seminarleiter, sagt von ihm, dass sein Wort im Kreise der Fachleiter großes Gewicht besaß und dass er sich mit seinen Referendaren ausgezeichnet verstanden habe, weil er von ihnen als ein menschlich-wohlwollender und gerechter Ausbilder anerkannt wurde.

 

Zudem war Hans Wegmann bis 1996 – also noch 14 Jahre nach seiner Pensionierung – im Wissenschaftlichen Prüfungsamt tätig. Trotz dieser außerordentlichen Belastungen und trotz seiner schweren Kriegsverletzung hat er immer wieder als Klassenlehrer eine Klasse übernommen und keinen Wandertag, kein Klassenfest und keine Studienfahrt ausfallen lassen. Hans Wegmann hat ein großes Arbeitspensum durchgezogen, und das mit leichter Hand. Sein Sohn Christoph erklärt das so: Lehrer am Paulinum war Hans Wegmann mit Leidenschaft.

 

Von seinen Kolleginnen und Kollegen wurde Hans Wegmann hoch geschätzt, einmal aufgrund seiner fachlichen und pädagogischen Kompetenz, zum anderen auch wegen seiner freundlichen und vermittelnden Art im Umgang miteinander. Er war ein begeisternder Erzähler; sein Kopf steckte voll von Geschichten und Anekdoten; als rhetorische Leckerbissen wurden sie serviert. In geselliger Runde war er ein charmanter Plauderer, der mit seinen witzigen, mitunter auch ein wenig spitzen Beiträgen seine Zuhörer zum Schmunzeln brachte. Und nicht zu vergessen: Hans Wegmann war ein Familienmensch. Seine Frau, seine Kinder Christoph und Beate und seine Schwiegerkinder, sie alle verehrten und umsorgten ihn, seine sieben Enkelkinder liebten ihn. Die Geburt seiner Urenkelin hat er noch mit Freude erleben dürfen.

 

Alle die den Menschen und Lehrer Hans Wegmann kannten, werden ihn vermissen. Requiescat in pace!

 

(Nachruf von Studiendirektor Theo Niester in der „Schola Paulina“ Nr. 71 (2013))