Dr. phil. Wilhelm Schmülling

 

5. Mai 1913 – 22. Oktober 2004

 

Lehrer am Paulinum von 1950 bis 1955

 

Am 22. Oktober 2004 ist Dr. Wilhelm Schmülling im Alter von 91 Jahren in Münster gestorben. Viel ehrende Worte sind über sein prägendes Wirken als Oberstudiendirektor des Wilhelm-Hittorf-Gymnasiums in den Jahren von 1955 bis 1975 gefunden worden. In seinen 20 Chefjahren wuchs das „Hittorf“ zu einem der größten Gymnasien der Stadt, an dem die verantwortliche Mitwirkung von Schülern an der Gestaltung des Schullebens unter seinem Einfluss die Grundlage für die später an allen Schulen eingerichtete Schülermitverwaltung (SMV) geschaffen wurde.

 

Nicht vergessen sollen aber seine prägenden Wirkungsjahre als Studienrat am Paulinum von 1950 bis 1955 sein. Geboren am 5. Mai 1913 in Gelsenkirchen, hat Wilhelm Schmülling nach dem Abitur in Dortmund, verzögert durch die Kriegsjahre, an der Uni Münster Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte studiert. Die Abiturientia 1952 erlebte Dr. Schmülling ab 1950 als Lehrer in den Fächern Deutsch und Geschichte in der UI und OI, die Klasse A auch als Klassenlehrer. Wir haben uns gefragt, wie Willi Schmülling uns in dieser aus der Rückschau doch kurzen Zeitspanne begegnete, was uns veranlasst hat, ihn zu unserem Ehrenabiturienten zu wählen und den kameradschaftlichen und freundschaftlichen Kontakt bis zu seinem Tod zu pflegen. Beim Farbenfest vor zwei Jahren zur Feier unseres 100. Semesters war Willi Schmülling selbstverständlich in unserer Mitte dabei.

 

Eine Rückbesinnung auf seine zwei Jahre in unseren Klassen A und B sieht im Vordergrund, dass er uns in Augenhöhe begegnete und ohne viel Worte unser Engagement in der Schule als Schule fürs Leben weckte, dass er in Radtouren zum Koster Corvey, zu Schillers Don Carlos in der Freilichtbühne Tecklenburg, zu den bedeutenden Kirchen in der früheren Hansestadt Soest, zu den Bauernhöfen in der Anker- und Dachbalkenweise mit ihren alten Inschriften auf dem Weg über Rietberg und Lage nach Detmold nicht nur Wissen vermittelte, sondern auch den kameradschaftlichen Umgang festigte. Ihn beschreiben die Stichworte Seriosität, stete Freundlichkeit, Fairness und die Lebhaftigkeit seines Unterrichts, die uns vor allem bei der Behandlung von Schillers Dramen fesselte, die er an der Uni Münster bei Professor Benno von Wiese und Kaiserswaldau gründlich studiert und verinnerlicht hatte.

 

Nicht zuletzt ist festzuhalten, dass unser Klassenlehrer schon 1950 der erste Vertrauenslehrer des Paulinums und unser Klassensprecher Günther Gottmann zum ersten Schulsprecher gewählt wurde. Diese Position gab es danach auch an den anderen Schulen Münsters. Hier wurden von Dr. Schmülling die Anfänge der SMV geschaffen, die später auch ihre institutionelle Ausformung fand.

Auf seiner Todesnachricht findet sich der Ausspruch von Alfred Delp: “Wenn durch einen Menschen ein wenig mehr Liebe und Güte, ein wenig mehr Licht und Wahrheit in der Welt war, dann hat sein Leben einen Sinn gehabt“. Wir haben durch Willi Schmülling Licht und Wahrheit, aber auch Liebe und Güte erfahren. Wir werden unseren Lehrer und Freund in lebhafter und dankbarer Erinnerung behalten.

 

(Nachruf von Peter Hengst (1952) in der „Schola Paulina“ Nr. 63 (2005))