Auf diesem neu eingerichteten Abschnitt des Internet-Auftrittes soll in zwangloser Form an Alt-Pauliner erinnert werden, die sich in besonderer Weise wissenschaftlich oder gesellschaftlich engagiert haben, couragiert aufgetreten oder originell in Werken und Lebensführung gewesen sind.
Anregungen, Texte und Bilder hierzu nehmen wir gerne entgegen: info@alt-pauliner.de
Inhaltsübersicht:
- Reichskanzler Heinrich Brüning (AP 1904)
- Paulus van Husen (AP 1909)
- Weihbischof Heinrich Roleff (AP 1899)
- Prof. Dr. Rudolf Reuter (AP 1937)
- Prof. Dr. Josef Pieper (AP 1923)
Einer der bekannteren und historisch beachteten Alt-Pauliner ist zweifelsfrei der ehem. Reichskanzler Dr. Heinrich Brüning (1885-1970). Er gehört gewiss zu den umstrittenen Persönlichkeiten der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert. Ein ausführliches Portrait des Politikers und seines Wirkens verdanken wir dem bekannten Historiker Dr. Rudolf Morsey (AP 1947), aufzufinden unter diesem LINK.
CP Ulrich Warnecke (1962) verdanken wir die Anregung für dieses Thema und einige Hinweise aus dem Familienarchiv.
Kurzbiographie Dr. Heinrich Brüning
26.11.1885 Geburt in Münster
1904 Abitur am Gymnasium Paulinum
1906 Studium der Philosophie, Geschichtswissenschaften, Germanistik und
Staatswissenschaften in Straßburg
1911 Staatsexamen, danach Studium der Nationalökonomie an der Universität Rostock,
später in England an der London School of Economics and Political science
1913 Wechsel nach Bonn und dort Studienabschluss
1915 Dissertation über das englische Eisenbahnwesen
1919 Berufung zum persönlichen Referenten des preußischen Wohlfahrtsministers Adam Stegerwald
1921 - 1930 Geschäftsführer des Deutschen Gewerkschaftsbundes
1929 Fraktionsvorsitzender der Zentrumspartei im Reichstag
27.03.1930 von Hindenburg zur Regierungsbildung beauftragt
und zum Reixchskanzler ernannt
29.05.1932 als Reichskanzler gestürzt;
Seine Heimatstadt Münster ernennt ihn zum
Ehrenbürger.
1934 im Mai geht Brüning gewarnt durch und mit Hilfe der englischen Botschaft ins Exil
1937 - 1952 hält er wirtschaftswissenschaftliche Vorlesungen an der Haward-Universität,
ab 1939 als ordentlicher Professor
1950 Teilnahme an der Grundsteinlegung zum Wiederaufbau
des zerstörten münsterschen Rathauses
1951 - 1954 lehrt Brüning Politische Wissenschaften in Köln
1955 Rückzug nach Norwich/Vermont (USA)
30.04.1970 gestorben
Brüning findet seine letzte Ruhestätte auf eigenen Wunsch auf dem Zentralfriedhof in Münster
Ein Bild des Familien-Grabes HIER .
Der Widerstand gegen die NS-Diktatur kulminierte am 20. Juli 1944. In seinem Zusammenhang spielte der Kreisauer Kreis eine bedeutende Rolle. Zu ihm zählte unser Con-Pauliner Paulus van Husen (1891-1971), der 1909 sein Abitur am Paulinum ablegte und eine bedeutende juristische Karriere gestalten konnte. Nur knapp entkam er als Mitglied des Verschwörerkreises um Helmuth James von Moltke und den Grafen Schenk von Stauffenberg der Hinrichtung und wurde noch im April 1945 zu einer Zuchthausstrafe verurteilt, aus der ihn die Russen in Plötzensee befreiten. Bald darauf gehörte van Husen zu den Gründern der CDU und leitete von 1949 bis zu seiner Pensionierung 1959 das Oberverwaltungsgericht in Münster und den Verfassungsgerichtshof für Nordrhein-Westfalen.
"Viele Jahre später, in den 1960er Jahren, schreibt Paulus van Husen auf 977 Seiten seine Memoiren. Weitere 30 Jahre vergehen, bis van Husens Großneffe, der Buchautor, Psychotherapeut und Theologe Manfred Lütz, das Manuskript wiederentdeckt. Der Fund entpuppt sich als historisch wertvoll, weil die Lebenserinnerungen einen tiefen Einblick in das Kaiserreich, die Weimarer Zeit, die Nazi-Diktatur und Nachkriegszeit bietet." LINK Kirche & Leben
Die Erinnerungen van Husens liegen in zwei Veröffentlichungen vor:
Paulus van Husen: Erinnerungen eines Juristen vom Kaiserreich
bis zur Bundesrepublik Deutschland,
= Veröffentlichung der Kommission für Zeitgeschichte
Reihe A: Quellen, Band 53 , 2010
ISBN 978-3-506-75687-9
Hierzu aus der Verlagsankündigung:
Van Husen wuchs im Kaiserreich auf. Die katholische Lebenswelt im westfälischen Münster prägte ihn nachhaltig. Sein Lebensweg
führte von dort über die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs nach Oberschlesien und im Dritten Reich nach Berlin. Zu Beginn der Bundesrepublik kehrte er in seine Heimatstadt
zurück.
Der Einblick in dieses bewegte Leben ist außergewöhnlich lehrreich und gleichzeitig vergnüglich, weil van Husen in Fragen von Politik, Gesellschaft und Kirche sehr selbstbewusst klare, pointierte Positionen bezieht. Seine autobiographischen Erinnerungen spiegeln mehr als ein halbes Jahrhundert deutscher Zeitgeschichte aus der Sicht eines engagierten Katholiken wider.
Heinrich Roleff, Weihbischof von Münster
25.08.1878 geboren in Unna
1899 Abitur am Gymnasium Paulinum
06.06.1903 Priesterweihe im Dom zu Münster
28.08.1903 Ernennung zum Kaplan in Hörstel
17.08.1908 Ernennung zum zweiten Kaplan und Religionslehrer am
Gymnasium Arnoldinum in Burgsteinfurt
23.12.1913 Wechsel auf die erste Kaplansstelle
1926 Ernennung zum Pfarrer in Borghorst
1933 Dechant des Dekanats Burgsteinfurt
1934 Domkapitular in Münster
07.03.1936 Ernennung zum Weihbischof der Diözese Münster durch Papst Pius XI.
26.04.1936 Bischofsweihe durch Bischof Graf von Galen
10.12. 1936 Wahl zum Domdechanten durch das Domkapitel
15.04.1937 Ernennung zum Vorsitzenden des Diözesan-Caritasverbandes Münster
durch Bischof Clemens August Graf von Galen
Roleff war Päpstlicher Thronassistent und
Dr. h. c. (theol.) der Universität Münster
1946 - Okt. 1947 kommissarischer Leiter des Bistums Münster
nach dem plötzlichen Tod des Kardinals von Galen am 22.03.1946
05.11.1966 gestorben in Münster,
beigesetzt auf dem Domherren-Friedhof
Ulrich Warnecke (1962)
Prof. Dr. Rudolf Reuter
15.04.1920 geboren in Münster
1937 Abitur am Gymnasium Paulinum,
danach Studium der Musik (Klavier, Theorie und Orgel); Unterbrechung durch 5jährigen Kriegsdienst; Fortsetzung der Studien Musik und Musikwissenschaft, außerdem Kunstgeschichte und Geschichte in Hamburg, Köln und Münster
1948 Promotion an der Universität Münster bei Prof. Korte über „Die Orgel- und Klavierfuge Johann Sebastian Bachs“
1948 - 1983 Hochschullehrer an der Universität Münster in den Fächern Musiktheorie, Musikgeschichte, Orgelwissenschaft und Aufführungspraxis Alter Musik; 20 Jahre lang Leiter der Collegia vocale et instrumentale der Universität. Dozenturen am Bischöflichen Institut für Kirchenmusik Münster und an der Westfälischen Schule für Musik Westfalen-Lippe, Abteilung Münster
1951 Mitbegründer der Gesellschaft der Orgelfreunde
Künstlerische Tätigkeit als Organist und europaweites Konzertieren als Cembalist mit seinem Trio Rameau (Annemarie Jochum, Violine; Wolfgang Eggers, Violoncello)
1971 zum ordentlichen Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen gewählt
1980 richtet Reuter im ehemaligen Rathaus der Stadt Borgentreich
das erste Orgelmuseum Deutschlands ein
13.01.1983 plötzlich und unerwartet in seinem Haus in Münster-Angelmodde gestorben
Ulrich Warnecke (1962)
Prof. Dr. Josef Pieper
04.05.1904 geboren in Elte bei Rheine
1923 Abitur am Gymnasium Paulinum
1923 - 1928 Studium der Philosophie, Rechtswissenschaften und Soziologie in Münster und Berlin
1928 Promotion zum Dr. phil. an der Universität Münster, dort bis 1932 Assistent an einer Forschungseinrichtung
1932 - 1940 freie schriftstellerische Tätigkeit
1941 - 1945 Kriegsdienst und -gefangenschaft
1946 Habilitation (Philosophie) an der Universität Münster
1950 Ernennung zum außerplanmäßigen Professor an der Universität Münster
1946 - 1974 Professor für Philosophie an der Pädagogischen Akademie in Essen
1949 Mitglied er Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung
1960 - 1972 Ordinarius für philosophische Anthropologie an der Universität Münster
1972 -1996 hält Pieper als Emeritus weiter Vorlesungen an der Universität Münster
Pieper wurde mehrmals zum Ehrendoktor ernannt, er erhielt den Romano-Guardini-Preis, den Internationalen Balzan-Preis und 1987 den Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen; er war einer der bekanntesten katholischen Philosophen des 20. Jahrhunderts
06.11.1997 gestorben in Münster
Ulrich Warnecke (1962)
Hier der Link zur Neuen Deutschen Biographie