Alle(r)heiligen in Straelen
Die OIa des Abiturjahrgangs 1969 traf sich am linken Niederrhein
99 bzw.100 Semester nach dem Abitur kamen zehn Klassenkameraden zu ihrem jährlichen Treffen zusammen, bei Peter Michael Kösters, der mit seiner Ehefrau Ulrike erstmals Gastgeber war, und zwar in Straelen. Nun wird nicht einmal die gute Allgemeinbildung unserer Schule dazu reichen, um jedem Leser sofort zu vermitteln, wo Straelen liegt. Aber dieser unverzeihlichen Unkenntnis kann abgeholfen werden: am linken Niederrhein (für die grobe Orientierung auf Höhe Duisburg und nur knappe 12 km von Venlo (NL) entfernt. Für alle Münsterschen Diözesanen dann noch der Hinweis, dass Straelen zum Bistum Münster gehört.
Nach der Anreise am Allerheiligentag wurden die Teilnehmer zunächst mit Kaffee und Kuchen im Hause Kösters bewirtet. Für einen gemächlichen Start in das Treffen war also gesorgt. Der Abend im Hotel Straelener Hof verlief ebenfalls gemütlich. Man hatte sich viel zu erzählen, auch wenn die meisten sich beim letzten Farbenfest in Münster noch gesehen hatten. Dem fortgeschrittenen Alter entsprechend endete der Abend mit Blick auf das Programm des nächsten Tages einigermaßen zeitig.
Für den Samstag hatte Peter Kösters ein musikalisches Programm organisiert. Zunächst ging es in die nur 16 km entfernte Wallfahrtsstadt Kevelaer zu einer Betriebsbesichtigung in der renommierten Orgelbaufirma Romanus Seifert & Sohn, die u. a. Orgeln im Hildesheimer und Speyerer Dom gebaut hat und zur Zeit gerade an einer Orgel für die Gnadenkapelle in Telgte arbeitet. Die Führung durch den Betrieb nahm der Inhaber Romanus Seifert, Orgelbauer in fünfter Generation, selbst vor. Er schilderte unterhaltsam und mit viel allgemeinem Hintergrundwissen die Entwicklung seiner Firma von den Anfängen in Köln bis zum heutigen Stand und Standard und demonstrierte an Modellen und Originalbauteilen z. B. der Telgter Orgel, wie eine Orgel geplant und hergestellt wird.
Nach dieser Einführung in Geschichte und Technik des Orgelbaus ging es dann zur sog. Kerzenkapelle weiter, der ersten Wallfahrtskirche, die gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges errichtet worden war. Dort empfing der Organist der Wallfahrtsbasilika, Elmar Lehnen, die Gruppe zu einer Orgelführung mit zwei Instrumenten, die von der Fa. Seifert gebaut bzw. restauriert worden sind. Zunächst stellte er die Orgel der Kerzenkapelle nach einer kurzen geschichtlichen Einführung vor, in dem er frei improvisierte. Das war sozusagen ein erstes kleines Orgelkonzert, das die Teilnehmer schon faszinierte. Danach führte er die Gruppe auf die Orgelbühne der Wallfahrtsbasilika, so dass sie ihm beim Spielen der einst größten romantischen Orgel im Deutschen Reich zuhören und zuschauen konnte. Auch heute noch ist sie mit 135 Registern eine der größten Orgeln Europas. Auch wenn es banal klingt: Lehnen zog wirklich alle Register, improvisierte erneut mit großer Meisterschaft und beeindruckte die Teilnehmer so stark, dass beim abendlichen Eintrag in das Köstersche Gästebuch immer wieder von dieser Orgelführung die Rede war. Sehr spannend war besonders für die im Kirchenraum gebliebenen Teilnehmer auch das Wechselspiel zwischen Hauptwerk und Fernwerk im nördlichen Querschiff.
Ein Mittagessen im traditionsreichen „Alt-Derp“, das sowohl die herkömmliche, gutbürgerliche als auch die zeitgenössische Küche pflegt, rundete den ersten Teil des
Tages ab. In Straelen im Nachmittag wieder angekommen, gab es freie Zeit für individuelle Begegnungen, während die Gastgeber sich um die nachträglich angereisten Teilnehmer kümmerten.
Für den Abend war die Gruppe, deren männliche Mitglieder ja noch ein altsprachliches Abitur abgelegt haben, „sinnigerweise“ im griechischen Restaurant „Artemis“ angemeldet – aber wohl eher, weil der Gastgeber mit dem Wirt gut bekannt ist. Nun war also die Gruppe so weit vollzählig, dass nach der Auswahl von Speis‘ und Trank das Gästebuch die Runde machen konnte. Ouzo, Retsina und andere Getränke taten der Gemütlichkeit und der Gesprächswilligkeit keinen Abbruch.
Am Sonntag führten dann die Gastgeber durch Straelens Innenstadt. Peter Kösters vermittelte dabei die Besiedlungs- und Stadtgeschichte von ersten Funden aus der Jungsteinzeit über römische Gräber (Straelen lag an der Römerstraße von Tongeren nach Xanten – Castra vetera!) bis in die Gegenwart mit der besonderen Bedeutung der Stadt für den Blumenhandel in ganz Deutschland und den angrenzenden Niederlanden. In der bis auf das 10. Jahrhundert zurückgehenden Pfarrkirche führte er die Gruppe zu den besonderen Kunstschätzen – neben etlichen aus der Gotik stammenden Heiligenfiguren vor allem die drei gotischen Altäre, von denen zwei aus Antwerpen stammen, das damals die Hochburg der christlichen Kunst war. Beim weiteren Spaziergang durch die Stadt erläuterte P. Kösters auch örtliche Sitten und Gebräuche und erzählte vom Karneval in Straelen und der Tradition der Martinsumzüge und der Darstellung der Geschichte vom Hl. Martin und dem Bettler nach dem Umzug auf dem Marktplatz. Wie der Zufall es wollte, begegnete der Gruppe kurz darauf der Darsteller des Hl. Martin auf seinem Weg zum sonntäglichen Kirchgang.
Am Ende des Stadtrundganges traf sich die Gruppe mit einem ehrenamtlichen Stadtführer vor dem Symbol der Blumenstadt Straelen, der grünen Couch vor dem Rathaus. Es
kam zur üblichen „Pflichtübung“, einem Gruppenfoto vor der mit echtem Rasen belegten Couch. (s.o.!)
Aber für diesen Sonntagvormittag hatte Peter Kösters noch ein besonderes Bonbon parat. Im Europäischen Übersetzerkollegium, nur wenige Schritte vom Rathaus entfernt, wurde sie in die Bedeutung dieses europaweit größten Instituts zur Förderung der Übersetzung literarischer Texte durch den Stadtführer eingeführt. Hier können bis zu 29 Übersetzer gleichzeitig für eine bestimmte Zeit (bis zu 3 Monaten) wohnen, in Ruhe an ihren Übersetzungen arbeiten, die riesige Bibliothek nutzen und ggf. auch den Autoren ihrer Bücher begegnen. Gäste bei solchen Arbeitstreffen waren u. a. Heinrich Böll, Günter Grass und von den aktuellen AutorInnen beispielsweise Juli Zeh.
Höhepunkt dieses Besuchs im EÜK war aber die Begegnung mit dem „translator in residence“ Prof. Dr. Han Ruixiang aus Peking, der mit seiner leisen, liebenswürdigen
Stimme den Teilnehmern geradezu eine Liebeserklärung an das kleine Straelen vortrug (die Stadt hat einschließlich eingegliederter Bauernschaften und ehemalig selbstständigen Gemeinden gerade mal
etwa 16200 Einwohner), das ein so kostbares Refugium für die Übersetzer aus aller Welt bereitstellt. Prof. Ruixang hat beispielsweise Werke des aktuellen Literatur-Nobelpreisträgers Peter
Handke und des diesjährigen Trägers des Deutschen Buchpreises Saša Stanišić übersetzt. Das ergab natürlich wegen der Rede von
Stanišić in der Frankfurter Paulskirche Gesprächsstoff. Beim anschließenden Rundgang führte Prof. Ruixiang die
Gruppe durch das Haus, das eigentlich aus fünf kleineren alten Bürger- und Geschäftshäusern besteht. In der Gemeinschaftsküche trafen die Teilnehmer dann noch zufällig auf drei weitere
ÜbersetzerInnen aus Finnland, Kuba und Deutschland, die ihrerseits den Wert des EÜK für ihre Arbeit betonten.
Das „Treffen in Straelen“, um den soeben erwähnten Günter Grass zu persiflieren, schloss mit einem gemeinsamen Mittagessen im Hotel Straelener Hof, bevor sich die Teilnehmer wieder auf den Weg nach Cottbus, Friedrichsthal, Lemgo, Nottuln, Osnabrück und Solingen machten – und unterschied sich mit seinem friedlichen Ende wohltuend von Grass‘ Treffen in Telgte.
PK
Zur Feier des 100. Semesters -
Die Abiturientia Paulina von 1969 in Vorbereitungen
Die beiden Präsiden der Abiturientia Paulina 1969, Hermann Ulrich Viskorf (x) und Hans-Joachim Borgs (xxx) haben die 35 noch lebenden Conabiturienten rechtzeitig zum Treffen am 5. uns 6. April 2019 nach Münster geladen. Bisher haben 26 Alt-Pauliner dieses Jahrgangs ihr Kommen zugesagt. Die beiden Klasssen OIa und OIb treffen sich in jeweils getrennten Gruppen schon am 4. April zu einem gemeinsamen Abendessen. Weiter heißt es im Einladungsschreiben:
"Der Besuch in unserer alten Schule beginnt am 5. April (Freitag) um 12:00 h mit einer Begegnung und einer Diskussion mit Schülern/-innen der Oberstufe. Die Gesprächsrunde wird vom Direktor Dr. Franke und dem Leistungskurslehrer für Geschichte Dr. Straub begleitet. Hierbei wird es um Vorstellungen und Pläne der Abiturienten 1969 und 2019 gehen. Das wird sicherlich ein hoch interessantes und gegenseitig bereicherndes Gespräch. Im Anschluss daran findet gegen 13:30 h der obligatorische Rundgang durch die Schulräumlichkeiten statt. Diejenigen, die an der Diskussion nicht teilnehmen möchten, finden sich bitte um 13:30 h am Haupteingang ein.
Mit dem Abstand von 50 Jahren seit dem Abitur steht für uns vor allem eins im Vordergrund, nämlich große Dankbarkeit und Anerkennung für die Leistungen unserer alten Schule und der Lehrer, die sich um uns bemüht haben. Ich denke, dass es vielen von Euch ebenso ergeht und wir unseren Dank auch zum Ausdruck bringen sollten.
Wir haben deshalb Herrn Dr. Franke gebeten, uns mitzuteilen, wie wir die Schule bei einem Projekt unterstützen können, das durch Haushaltsmittel nicht abgedeckt ist. Er hat daraufhin folgendes geschrieben: „Wir möchten in der Digitalisierung voranschreiten und wollen zu diesem Zweck einen mobilen IPad-Koffer erwerben, mit dem eine Klasse ortsunabhängig digital arbeiten kann.“
Diesen Wunsch können wir nicht ausschlagen und ich möchte Euch herzlich bitten, großzügig, jeder nach seinen Möglichkeiten zu helfen. Ihr könnt Eure Spende bitte auf das Konto der Vereinigung Alter Pauliner e.V. bei der Sparkasse Münsterland-Ost (IBAN: DE03 4005 0150 0000 1390 06) mit dem Stichwort „Abiturientia 1969“ überweisen. Die Spende ist steuerlich abzugsfähig. Ich habe zudem die Zusage des Siebener Ausschusses, dass dieser unsere Spenden aus eigenen Mittel verdoppeln wird. Jeder Euro zählt also zweifach. Vielleicht gelingt es auf diese Weise, die Gesamtkosten für dieses Projekt von ca. 6.500 € zu erreichen."
Farbenlied Abiturientia Paulina 1969
Wir wurzeln fest im Land der Roten Erde
Und ehren seine alte Tradition.
Drum singen wir, nun frei und ohn' Beschwerde,
und Hellas liegt in weiter Ferne schon:
LAOT WIÄRKS MEN GAOHN!
Das war der Wahlspruch harter Jahre.
LAOT WIÄRKS MEN GAOHN!
Das muss auch alle Tage gültig sein.
Wir haben Blau und Gelb als unsre Farben -
Weiß Gott warum; es hat uns Spaß gemacht.
Wir wollen nicht vor lauter Tiefsinn darben.
Wer hätte nicht wie wir daran gedacht?
LAOT
WIÄRKS MEN GAOHN! (...)
Wir eilen nun zu Deutschlands Professoren
und werden alle auseinander gehn.
Doch wenn einst dringt der Ruf an unsere Ohren,
Sind stets bereit wir auch zum Wiedersehn:
LAOT WIÄRKS MEN GAOHN! (...)
Wir grüßen auch Westfalens holde Maiden,
der Schönheit frühlingsmorgenhaften Hort.
Mög‘ wahre Tugend immerdar euch kleiden;
Falls nicht, so merkt Euch unser ernstes Wort:
LAOT WIÄRKS MEN GAOHN! (...)
Text: Horst-Dieter Frhr. von Enzberg (1969)
Melodie: Wulf-Dieter Alsen (1969)
Wie angekündigt bringen wie auf unserer Seite nach und nach mehr Informationen über das 100. Jubelsemester, dem Jahrgang von 1969. Er gehörte zu denen, die einen der letzten Kutschenumzüge mitgemacht haben. Hierzu ein Bilderreigen:
Die Kutsche des Präsidiums: Hermann Ulrich Viskorf (x), Dieter Lammers (xx) und Hans-Joachim "Jacky" Borgs (xxx)
Leider nur im unscharfen Bild festgehalten. Eine Gruppe des Jahrgangs 1969 machte den Kutschenumzug demonstrativ nicht mit und fuhr mit einem grün geschmückten Flachwagen, von dem die Fahne des Vietkong wehte, außen um die Promenade herum, so dass die Zugwege sich gelegentlich kreuzten. Auch dies ein Zeichen der Zeit!
Diese Aufnahme entstand am Hörstertor, im Hintergrund das Staatsarchiv.
Die Redaktion unserer Website wird in den nächsten Wochen nach und nach die Feier des 100. Semesters der 1969er bearbeiten und darstellen. Gerade aus dieser Stufe, deren Präsiden Hermann-Ulrich Viskorf x und Hans-Joachim Borgs xxx sich mit weiteren Con-Abiturienten bei der Suche nach Dokumenten, Bildern und Texten zum damaligen Abitur besonders engagierten, liegen viele und erstaunliche Quellen vor. Die Abiturientia hat mehrfach originell auf verschiedene Herausforderungen reagiert, zum Beispiel bei der Wahl eines Abiturspruchs.
Es waren zwei Freunde aus der Abiturientia Paulina vom Jahre 1969, die einige Wochen vor dem Abitur wohl die Lösung für die schwere Frage fanden, welchen Spruch man als Losung für die Abiturkarten wählen sollte.
Die beiden jungen Herren (... übrigen vom Stande!) schauten über den Tisch das Gasthauses Pinkus Müller in die von ihnen teil-gefüllten Aschenbecher aus blauer-grauer münsterländischer Keramik. Auf deren Rand prangte die Devise
"Laot Wiärks men gaohn!"
Das war die Lösung für das philologisch-philosophische Problem, insbesondere auch wegen des Kontrastes zum Abiturspruch des Vorjahres :
"in magnis et voluisse sat est" -
"... in großen Dingen nur gewollt zu haben
ist genug!"
Der Vorschlag kam auf den Tisch und wurde in der Versammlung der aus zwei Klassen bestehenden Abiturientia gebilligt. Er prägte auch das
Farbenlied des Jahres, eine echte Eigendichtung mit eigener Komposition. Dies zählt wahrscheinlich zu den letzten Liedern dieser Art in unserer Schulgemeinde. Es soll
demnächst mit Text (Horst-Dieter von Enzberg) und Melodie (Wulf Alsen) hier vorgestellt werden.
Der Münsteraner Kritikaster "Promenadus" kommentierte die für ein humanistisches Gymnasium ungewöhnliche Wahl eines plattdeutschen Abiturspruchs wie
nebenstehend dokumentiert.
WN, Juni 1969, Bild aus dem Archiv von Helmut Kohorst (Lemgo)
- spe -
Jahrestreffen 2018 der
Abiturientia Paulina 1969 / OIa:
Bei der Wanderung durch das herbstliche gefärbte Stevertal
Die seit dem 17. Jahrhundert existierende Mühle des heutigen Hofes Schulze Westerath (ehem. Schulte to Steveren) wurde in ein mittelalterliches Turmhaus eingebaut.
Gruppenbild mit Dame: Kenntnisreich und spannend führte Elisabeth Schulze Westerath in die Geschichte des Hofes und der Mühle im ma. Turmhaus ein. Die 1969er bedankten sich für eine intensive und spannende Begegnung mit dem ungewöhnlichen Denkmal ländlicher Technik.
10 Romfahrer der AP 1969 beim Jahrestreffen zu Martini 2018 in Nottuln
1969er-Abiturienten trafen sich zur Nachlese einer
beeindruckenden „Revival“-Tour in die Ewige Stadt
Von Andreas Schnellbach (1969)
Nottuln. Ein Bilderabend sollte es sein, ähnlich dem Dia-Abend vor 50 Jahren, auf dem die damalige Klassenfahrt nach Rom noch einmal nacherlebt und den Eltern vorgeführt wurde. Das kam insbesondere einem jetzt in Thüringen lebenden Kommilitonen zugute, der die 2018er Wiederholungstour aus gesundheitlichen Gründen nicht mitmachen konnte. Vom restlichen Dutzend der 2018er Romfahrer nahmen immerhin neun „Pardonen“ teil.
So erlebten sie denn bei ihrem Nottulner Gastgeber „Jacky“ B. eine Bilderauswahl, die vom Autor dieses Berichtes zusammengestellt worden war. Die Auswahl enthielt auch Bilder aus der Zeit der Oberstufe vor 50 Jahren und von der Romfahrt 1968. Nur alles nicht mehr als Dia-(Positiv), dem beliebten Vorführmittel der 60er und 70er Jahr, auf eine ausziehbare Leinwand projiziert, sondern zeitgemäß digitalisiert und per USB-Stick auf dem Großbildfernseher.
Begonnen hatte das Treffen mit einer Führung durch die Mühle des Hofes Schulze Westerath im Stevertal, dargeboten von der Senior-Chefin, Frau Elisabeth Schulze Westerath persönlich. Danach war Stärkung angesagt bei westfälischen Spezialitäten des Gasthauses Arning nahebei. Abgerundet wurde das „Martinitreffen“ mit einer Besichtigung der neu gestalteten Burg Vischering am Folgetag.
Nun liegt des Fokus ganz auf den Vorbereitungen für das Farbenfest 2019, auf dem die Abiturientia von 1969 das Jubelsemester (100. Semester) stellt.
„68-er“ nach 50 Jahren wieder in Rom
12 Abiturienten des Paulinums wiederholen ihre Klassenfahrt von 1968
Von Andreas Schnellbach
Münster/Rom. Es war für sie das herausragende Ereignis in der Oberstufe, ein Jahr vor dem Abitur 1969. Im Mai 1968 machte sich die damalige Unterprima a (U I a) des Gymnasium Paulinum auf zu einer Klassenfahrt nach Rom. Vorbereitet und geleitet wurde das Unternehmen vom damaligen Direktor des Paulinums und Lateinlehrer der Klasse, Oberstudiendirektor Hermann Hugenroth. Ihn begleitete der Mathematik- und Klassenlehrer, Oberstudienrat Richard Tybus. Beide sind inzwischen verstorben.
Diese Fahrt sollte die Schüler mit den Stätten der Antike bekannt machen, die ihnen bis dato nur in der Pflichtlektüre des Lateinunterrichts begegnet waren. In Rom konnten sie die Wirkungsstätten Cäsars, Ciceros und vieler anderer römischer Staatsmänner selbst in Augenschein nehmen. Obwohl auch damals vieles nur noch in Trümmern vorlag, waren die verbliebenen Überreste anschauliche Zeugnisse ehemaliger imperialer Macht und Pracht.
Zur Vorbereitung zählten seinerzeit auch kunsthistorische Erläuterungen zu den Denkmälern und Bauten der Antike, der Renaissance und des Barock, die noch heute das Stadtbild der Ewigen Stadt prägen. So gerüstet erlebten die „68-er“ ein Jahr vor ihrem Abitur einen wahren Höhepunkt ihrer Schulzeit – heute würde man sagen ein „Highlight“.
Dem Geist und dem Erleben von damals wollten die „Pardonen“,[1] wie sich diese Klassengemeinschaft schon lange vor 1968 nannte, 50 Jahre danach noch einmal nachspüren. Ein Dutzend „Pardonen“ machten sich am Pfingstsonntag 2018 erneut auf den Weg nach Rom, im Gegensatz zu 1968 im Eurowings-Airbus vom Flughafen Köln-Bonn aus, nicht wie seinerzeit im Nachtzug über Frankfurt und Mailand. Und auch nur in knapp zwei Flugstunden statt in fast 24 Stunden mit der Bahn.
Zwei Mitreisende waren damals nicht mit dabei, für sie war die „Revival-Tour“ eine Premiere. Einer von ihnen absolvierte zu der Zeit gerade in den USA ein Studienjahr, der andere kam erst nach der Romfahrt gegen Ende des Schuljahres als Zuzug aus Bonn in die Klasse. Die zwölf Reiseteilnehmer sind die Mehrzahl von 17 überhaupt noch lebenden Mitschülern der Abiturklasse von 1969. Vier sind inzwischen verstorben. Ihrer wurde während der Reise würdig gedacht.
Naturgemäß konnte die diesjährige Tour keine vollständige Wiederholung der 68er Tour sein, zumal diesmal nur vier volle Tage zur Verfügung standen. 1968 waren es fast dreimal so viel. Dennoch wollte man den prägenden Erlebnissen von damals noch einmal nachspüren und dabei auch mit Blick auf das heutige Rom das eine oder andere Unbekannte neu erleben. Das Rom von 2018 war dabei gekennzeichnet von der gerade laufenden Regierungsbildung und dem beklagenswerten Zustand der Straßen und Fußwege.
Höhepunkt und Abschluss der 2018er Tour war der Besuch der damaligen Unterkunft der „Class of 68“ im Viertel Trastevere. Von der nahe dem Ponte Sisto gelegenen Piazza Trilussa aus folgte die Gruppe noch einmal der zum Hügel „Gianicolo“ hinauf führenden Via Garibaldi. Bei der Nummer 27 baten wir an der Rezeption des heutigen Hotels, ob wir eintreten und uns das Innere noch einmal ansehen dürften. Natürlich durften wir, nachdem wir erklärt hatten, dass wir vor 50 Jahren schon einmal Gast dort waren – allerdings im Gästehaus des damaligen Nonnenklosters "Oblate Agostiniane / Sette Dolore" und auch zeitgemäß in Mehrbettzimmern, nicht in Einzelzimmern.
Der Gianicolo bot noch einmal das ganze Panorama der Ewigen Stadt von Westen her. Lediglich der Blick auf den Petersdom war durch die mittlerweile hoch gewachsenen Bäume verstellt. Der Abstieg vom Gianicolo führte über eine schmale Stiege noch einmal an der Mauer der ehemaligen Kloster-Unterkunft vorbei. Inmitten von Trastevere erwarteten die Pardonen einmal mehr landestypische Spezialitäten bei der „ultima cena“, dem letzten gemeinsamen Abendmahl auf dieser Reise. Hier war dann auch Gelegenheit, den Initiatoren und Organisatoren der „Revival-Tour“ Dank zu sagen für die vielen Mühen bei der Vorbereitung und Durchführung. – as –
Der Autor dieses Artikels ist „Pardone“ und war Mitreisender 1968 und 2018
Hintergrund PARDONIA
PARDONIA ist keine studentische Verbindung, vielmehr eine schulische – auf jeden Fall aber eine Verbindung besonderer Art. Der Name steht für die Klassengemeinschaft der späteren Unterprima U I a, die die 68er Romfahrt machte und die als Oberprima O I a 1969 das Abitur am Gymnasium Paulinum absolvierte. Die Anfänge gehen zurück auf die Zeit des Übergangs von der Mittelstufe zur Oberstufe des Gymnasiums 1966 und die damals zum Ende eines jeden Schulhalbjahres abgehaltenen „Kommerse“, mit denen die einzelnen Schulabschnitte in feucht-fröhlicher Runde begangen wurden. Bevorzugte Treffpunkte waren seinerzeit die ehemalige „Stadtschänke“ (heute Stadthotel) in der Aegidiisträße und der Töddenhoek in der Rothenburg.
Namensgeber dieser „Verbindung“ war damals die Satirezeitschrift PARDON. Deren Logo – das rote Teufelchen, das den Hut zieht – wurde auch zur Wappenfigur der Truppe, das die Pardonen zu ihren Treffen als Tisch-Wimpel und im Großformat als Fahne begleitete.
Auch nach dem Abitur hielt man den Kontakt und traf sich – wenngleich nicht immer vollzählig – zu den jährlichen Farbenfesten der ehemaligen Abturienten des Paulinums. Darüber hinaus hielt und hält man Kontakt auf Klassentreffen. Dreh- und Angelpunkt war dabei häufig Münster, wo noch immer die Mehrzahl der Pardonen wohnt. Aber auch Berlin, Cottbus, Mühlheim an der Donau, Solingen, Lemgo, Sundern und zuletzt Uelzen waren Austragungsorte von Klassentreffen. Im Laufe der Jahre musste Pardonia auch Verluste und Abgänge verzeichnen, einige waren schlicht nicht mehr erreichbar. Dem stehen allerdings auch erfreuliche „Wiedergewinne“ gegenüber, die nach längerer Abwesenheit wieder dazu gefunden haben, nicht zuletzt auch auf der 2018er Romfahrt
Charakteristisch für Pardonen ist die von einem humanistischen Leitbild getragene gegenseitige Toleranz. Vielfalt in Einheit, so könnte man sagen. Unterschiedliche Ansichten werden fair ausgetauscht und in gegenseitigem Respekt ertragen. Niemand muss sich für irgendetwas rechtfertigen. Dieses Klima der Offenheit und Toleranz hat diese Gemeinschaft über Jahre geprägt und ihren Zusammenhalt gefestigt. So kommt man gern zu den Treffen.
Ein spezieller „Pardonenfonds“ sorgt dafür, dass auch Pardonen, die wirtschaftlich nicht so gut gestellt sind, an den Treffen teilnehmen können. Keiner soll ausgeschlossen sein.
[1] siehe Hintergrund PARDONIA
Alsen Wulf
Austermann, Werner
Backhaus, Ludger
Boer, Hans-Peter
Bösing, Clemens
Borgs, Hans-Joachim xxx
Schulze Bremer, Ernst
Cromme, Ludwig
Deilmann, Thomas
Dudek, Wolfram (+)
Eitner, Wolfgang (+)
Frhr. von Enzberg, Horst-Dieter
Freitag, Josef
Gehrmann, Hans-Georg
Gährken, Bernhard
Goy Georg (+)
Hof, Heribert (+)
Hoffmann, Franz (+)
Hopmann, Benedikt
Kohorst, Helmut
Kösters, Peter Michael
Krimphove, Rudolf
Lammers, Dieter xx (+)
Lang, Hans-Joachim
Leßke, Hans
Frhr. von Lüdinghausen, Alexander
Mechelhoff, Dieter
Middendorf, Ferdinand
Muth, Josef
Nolte, Klemens
Oebbecke, Janbernd
Oswald, Stefan
Pauli, Johannes
Paulus, Wolfgang
Graf von Plettenberg, Hartmut (+)
Roth, Detlev (+)
Schnellbach, Andreas
Speckmann, Michael (+)
Steidl, Jörg
Strehl, Martin
Viskorf, Hermann-Ulrich x
Weckermann, Hans-Jürgen (+)
Wewel, Heinz Dieter
Zisché, Rainer
Zumnorde, Heinrich